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1. Geschichte des Mittelalters - S. 136

1888 - Wiesbaden : Kunze
136 Zweite Periode des Mittelalters. dem Einfluß bet kaiserlichen Arauen aus dem ©üben fanb das otubium der klassischen Litteratur in Deutschland Eingang, nnb gab Kunst und Wissenschaft einen tieferen Gehalt. Ottos I. »ruber Bruno ließ klassische ©tubien treiben und sorgte für eine gelegene Vorbilbung der Geistlichen. Der Bischof Bernwarb von Hilbesheim verfaßte Schriften über Mathematik und Alchimie und wirkte für die Ausübung der bilbenben Künste und Musik; begleichen pflegte der berühmte Gerbert die mathematischen Wissenschaften. Die Geschichtschreibung fanb mehrere Vertreter: der Mönch Wittukinb von Komi) schrieb brei Bücher sächsischer Geschichte, Bischof Ditmar von Merseburg würde Verfasser der Zeitbücher (Chroniken) der sächsischen Kaiser, der Mönch Larnpert von Aschaffenburg schrieb ebenfalls eine Chronik. Bei der Bevorzugung der lateinischen Sprache als der Kirchensprache entstanb eine lateinische Klosterbichtung in Deutschland, in welcher die beutfche Helbenfage in frembem Gewanbe erscheint. So dichtete der Mönch Eckeharb von St. Gallen das Waltharilieb (§. 5,3) in lateinischen Hexametern, ein lothringischer Geistlicher bearbeitete die Tiersage in lateinischer Sprache, die Nonne Roswitha (§. 23, 3) in dem Benebiktinerkloster Ganbersheim am Harz bichtete sechs lateinische Komöbien, Legenben und sang ein Lobgebicht auf Otto I. in gereimten Distichen. Allerwärts regten sich vom Christentum burch-brungene und geläuterte geistige Kräfte. Das Christentum, das der Mönch Ansgar von Korvep (§• 18) unter Lubwigs des Frommen Regierung nach Skanbinavien getragen hatte, würde unter Heinrich I. und Otto I. (§. 19, 2 u. 3) den slawischen Völkern des Ostens gebracht. Abalbert von Prag (§. 19, 4) verbreitete es unter den Böhmen und erlitt in seinem eblen Beruf 997 unter den Preußen den Märtyrertob; Otto von Bamberg verkünbigte es unter den Pommern. §. 23. 3)ie stauen im peitßii Mraum. 1. Durch das Christentum erhielt die Frauenwelt in Europa allgemein die geachtete und würbige Stellung, welche ihr unter den Deutschen von jeher eingeräumt worben war. Das Frauengemüt war der beste Boben für die christliche Saat, und durch Frauenhanb fanb sie die liebevollste Pflege. Bei der großen Empfänglichkeit für geistige Interessen überhaupt und bei ihrem zurückgezogenen, häuslichen Leben waren die Frauen, besonbers die der höheren Stänbe, der Bilbung leichter zugänglich als die mit den Waffen beschäftigten Männer; viele lernten

2. Geschichte des Mittelalters - S. 204

1888 - Wiesbaden : Kunze
204 Dritte Periode des Mittelalters. orientalische Wunderwelt mit der Geschichte seines Helden verknüpfte, das Rolandslied des Pfaffen Konrad, der Karls des Großen Zug nach Spanien und das Schicksal Rolands besang, sowie die Gedichte Königrother, Herzogernst und die erste deutsche Bearbeitung des Reinhart Fuchs durch Heinrich den Glichesäre. Jetzt ging die Pflege der Dichtkunst auf den Ritterstand und in die Hände fahrender Sänger über. Selbst gekrönte Häupter zeichneten sich im Gesänge aus, so namentlich Heinrich Vi. und Friedrich Ii. Außer den Hohenstaufen beschützten der Landgraf Hermann von Thüringen und die östreichischen Herzöge die Dichtkunst und versammelten an ihren Höfen die berühmtesten Sänger. Oft kamen die Dichter zu einem poetischen Wettstreite zusammen. Ein solcher ist uns von einem Meister des 14. Jahrhunderts in dem „Sängerkriege auf der Wartburg" geschildert worden. Diese erfreuliche Erscheinung führte zur ersten Blütezeit der deutschen Litteratur, sowohl auf dem Gebiete der Volkspoesie wie der Kunstpoesie, wo epische, lyrische und didaktische Werke entstanden und zum Teil noch erhalten sind. Die Volkspoesie wurde von fahrenden Sängern geübt, welche an den Höfen und bei Volksfesten von den alten nationalen Helden längst entschwundener Zeiten sangen und ihre Stoffe den Sagenkreisen entnahmen, welche oben (§. 5, 3) genannt sind. In dieser Zeit sind die vorzüglichsten deutschen Volksepen abgefaßt worden, das Nibelungenlied und das Gudrunlied, aber weder von diesen noch von anderen epischen wie lyrischen Volksdichtungen kennt man den Verfasser. Die Kunstpoesie wird, weil sie von Fürsten und Adligen ausgeübt wurde, auch Ritter- oder höfische Poesie genannt. Die epische Kunstpoesie wählte inländische und ausländische Stoffe; sie behandelt den Sagenkreis Karls des Großen und seiner Paladine, des Königs Artus und seiner Tafelrunde, des heiligen Grals*) oder die antiken Stoffe des trojanischen Krieges, des Äneas rc. Die vier bedeutendsten epischen Dichter waren Heinrich von Veldeke, welcher an dem Hofe zu Cleve den größten Teil seiner Eneit dichtete und das ihm entführte Werk am thüringischen Hofe wiedererhielt und 1189 vollendete; ferner Hartmann von Aue, ein schwäbischer Ritter, welcher an einem Kreuzzuge sich beteiligte und zuerst mit Glück die *) Der heilige Gral wurde als eine kostbare Schale angesehen, deren sich Christus beim letzten Abendmahl bedient und in die Joseph von Ari-mathia bei der Grablegung das Blut des Herrn aufgefangen haben soll. Die Gralsage hat ihren Ursprung in Hindostan.

3. Geschichte des Mittelalters - S. 305

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 43. Frauen des vierten Zeitraums. 305 scheinen fast von gleichem Alter, sind aber ohne Jahreszahl. In Italien machte zuerst der Florentiner Goldschmied Maso Finiguerra Versuche, seine Niellogravierungen (auf Silber) aus Papier abzudrucken, um die Wirkung zu beurteilen, welche seine gravierten Gegenstände nach der Ausfüllung der eingegrabenen Linien mit schwarzem Emailleguß machen würden. Eigentliche Kupferstiche verfertigte erst um 1460 oder 1465 der Goldschmied Baecio Baldini in Florenz. In den Niederlanden arbeiteten in dieser Kunst verschiedene Meister, unter welchen Lukas von Leyden (1494 — 1533) als Förderer der Technik zu nennen ist. In Deutschland bildete der in seinen Werken durch edle Frömmigkeit ausgezeichnete Meister Martinschongauer (gewöhnlich Schön genannt, gest. nach 1490) und namentlich der geniale und vielseitige Künstler Albrecht Dürer von Nürnberg (1471—1528) mit seinen Schülern die Kupferstecherei weiter aus. Unter den Italienern dieser Epoche sind vor vielen andern als Meister der Kunst Andrea Mantegna von Padua (1431—1506) und der Stecher nach Rasaels Zeichnungen, Mark Anton Raimondi (geb. um 1488) zu nennen, der viel nach Dürer kopierte und eine bessere Führung des Grabstichels anwandte. Mit der Kupferstecher-funst bildete sich auch die Radierkunst, das Gravieren mit ätzender Flüssigkeit aus Metall, weiter aus. Die Radierkunst erreichte in Dürer ihren Höhepunkt und wurde von holländischen und deutschen Malern mit Vorliebe ausgeübt. Der Holzschnitt wurde ebenfalls verbessert. Um 1640 erfand dann der kurhessische Oberstlieutenant Ludwig von Siegen die Schabrnanier, in der Neuzeit kamen Stahlstich und Steindruck (Lithographie), Farbendruck und Lichtdruck hinzu. §• 43. «jfmuen tses inerten Mmums. 1. Der Ritter- und Bürgerstand. Die letzte Periode des Mittelalters zeigt uns das Rittertum bereits in feinem Verfalle, den Bürgerstand dagegen in merklichem Fortschritt. Während die Ritter m alten, dem Einsturze nahen Burgen hausten, bei Gelagen von den Zeiten der Vergangenheit redeten und in Unthätigkeit der Dinge harrten, welche kommen sollten, hallten die Straßen der Städte wieder von den Tritten eiliger, geschäftiger Bürger, welche ihren Gewerken nachgingen, von dem Rufe thätiger Handelsleute, welche ihre Waren anpriesen, oder von den Klängen, welche allerorten aus den zahlreichen Werkstätten hervordrangen. Das Alte sank unter, das Neue atmete frische Lebenskraft. Saffians Weltgeschichte. Ii. 5. Aufl. v. Ph. Beck. 20

4. Geschichte des Mittelalters - S. 259

1888 - Wiesbaden : Kunze
38, 3. Maximilian I. 259 sodaß die Schweiz von dieser Zeit an von dem Reiche vollständig getrennt blieb. In dem Herzogtum Mailand war nach dem Aussterben der männlichen Linie des Hauses Visconti unter Franz Sforza das Haus Sforza zur Regierung gelangt. Aber König Ludwig Xii. von Frankreich erhob als Nachkomme einer Tochter aus dem Hause Visconti Anspruch auf Mailand und fiel in dasselbe ein. Maximilian, der in zweiter Ehe mit Blanka Maria Sforza vermählt war, rvurde gegen Ludwig Xii. zu Hilfe gerufen, konnte aber von den deutschen Fürsten kein Heer erhalten und mit seinen italienischen Söldnern nichts gegen denselben ausrichten, sondern mußte ihn 1504 mit Mailand belehnen. Auch als die Franzosen später aus dem Lande vertrieben wurden, kam eine Verbindung zwischen der Lombardei und dem deutschen Reiche nicht wieder zustande: Franz I. siegte in der Schlacht bei Marignano 1515 und stellte die Herrschaft der Franzosen über die Lombardei für einige Zeit wieder her. Ebensowenig Erfolg hatte Maximilian in Venedig. Nach Rom kam er nicht, da die Kaiser-krönung überflüssig erschien und der gewaltige Papst Julius Ii. ihn als erwählten römischen Kaiser anerkannt hatte. An seinem Hose umgab sich der Kaiser mit tüchtigen Männern. Er pflegte von ihnen zu sagen: „Sie sind es, die da regieren, nicht aber Unterthan sein sollen, und denen man die meiste Ehre schuldig ist, weil Gott und die Natur sie anderen vorgezogen hat." Er -selbst schrieb und dichtete gern. Franz von Sickingen, Johannes Reuchlin, Erasmus von Rotterdam, Johann von Dalberg, Willibald Pirkheimer, Gayler von Kaisersberg, Konrad Eeltes, Ulrich von Hutten, Melchior Pfinzing, Max Treitzsauerwein und der Maler Albrecht Dürer erfreuten -sich feines Wohlwollens. Pfinzing hat das von Maximilian entworfene Heldengedicht „Teuerdank" bearbeitet, Treitzsauerwein des Kaisers Thaten nach dessen eigenen Worten in seinem „Weißkunig" niedergeschrieben. In seinen Bestrebungen, die habsburgische Macht zu vergrößern, wurde Maximilian vom Glücke begünstigt. Außer der burgundischen reichen Erbschaft erwarb er seiner Familie auch die Anwartschaft auf die Krone von Kastilien und Aragonien. Er bewirkte nämlich die Verbindung seines Sohnes Philipp mit Johanna, der Tochter des Königs Ferdinand von Aragonien und Jsabellas von Kastilien. Zwar starb Philipp schon 1506, allein dessen Sohn Karl, Maximilians Enkel, vereinigte später beide Kronen. Auch Böhmen und Ungarn erwarb Maximilian wieder dem habsburgischen Hause durch die Vermählung Ludwigs von Ungarn mit Maximilians Enkelin Maria und

5. Geschichte des Mittelalters - S. 298

1888 - Wiesbaden : Kunze
298 Vierte Periode des Mittelalters. die Spuren des Verfalles der dichterischen Technik an sich. Der bei Maximilian I. schon erwähnte „Teuerdank" und „Weiskunig" zeigen, daß die Zeit für das Epos vorüber war. Dagegen beginnt bei größerer Teilnahme an den öffentlichen Ereignissen aus den kirchlichen und Fastnachtsspielen das Drama sich zu entwickeln, worin Hans Rosenplüt und Hans Folz aus Nürnberg sich zuerst hervorthun. Die Erkenntnis vielfacher Irrtümer und Schwächen im Leben, die Auflehnung des Volkswitzes gegen die Hierarchie und das Hofleben rief Satiren hervor, unter denen Reineke Fuchs, Till Eulenspiegel und das Narrenschiff des Sebastian Br ant (f 1522), Murners Schelmenzunft und Narren-befchwörung hervorzuheben sind. Die Prosa erhielt ihre erste Ausbildung teils durch berühmte Kanzelredner, wie David von Augsburg (f 1271), B erthold von Regensburg (f 1272), Johanntauler(-f 1361), und Johanngeiler von Kaisersberg (t 1510), teils durch zahlreiche Chronisten. Unter den letzteren sind besonders hervorzuheben: Konrad Justinger von Bern (t 1426), Melchior Ruß aus Luzern, Johann Stumpf aus Bruchsal, Petermann Etter lin aus Luzern, welche die Geschichte der Eidgenossenschaft niederschrieben. Diebold Schilling aus Bern beschrieb den Burgunderkrieg, der Stadtschreiber Tillmann und Johann Gensbein verfaßten die Chronik von Limburg, Jakob Twinger von Königshofen eine elfässische und Johannes Rothe, ein Mönch zu Eisenach, eine thüringische Chronik. Die Baukunst stand während des Mittelalters vorzugsweise im Dienste der christlichen Kirche. Wie die Araber den maurischen Stil (§. 12) ausbildeten, so war auch der kirchliche Sinn unter der Christenheit besonders der Baukunst günstig, und viele herrliche Dome, welche noch bis heute von dem Fleiße, der Frömmigkeit und dem Kunstsinne jener Zeit zeugen, erfüllen uns mit Staunen und Bewunderung. Man unterscheidet in der christlichen Baukunst des Mittelalters außer dem Basilikastil drei Hauptstile: den byzantinischen, den romanischen und den gotischen Stil. Die Basilika war das Muster für die ersten, unter Konstantin dem Großen erbauten christlichen Kirchen und wurde in späterer Zeit mannigfach umgebildet. Die Basiliken d. h. königliche Hallen dienten bei den Römern dem kaufmännischen Verkehr und der bürgerlichen Rechtspflege. Sie bestanden aus zwei Teilen, dem länglichen Raume für die Leute, welcher gewöhnlich mit Säulenreihen und Galerien an den Seiten versehen war, und dem Sitze für die

6. Geschichte des Mittelalters - S. 203

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 31. Wissenschaft und Kunst. 203 13. Jahrhundert ihren Höhepunkt durch den Dominikaner Thomas von Aquino und den Franziskaner Duns Scotus, verlor sich aber in unfruchtbaren Grübeleien, während die Mystik die Vergeistigung und dichterische Verklärung der christlichen Lehre fortsetzte und treffliche Kunstwerke schuf. Als Geschichtschreiber zeichnete sich Otto von Freising, der Halbbruder Konrads Hl, durch seine Zeitbücher (Chroniken) und das „Leben Barbarossas" aus. Saxo Grammatikus schrieb eine dänische, Helmold eine slawische Geschichte, welche für die Zeit Heinrichs des Löwen wichtig ist. In Frankreich verfaßte Wilhelm von Tyrus die Geschichte der Kreuzzüge, Villehardouin den vierten Kreuzzug, Joinville die Geschichte Ludwigs Ix. Auf dem Gebiete der Naturkunde besaß Albertus Magnus (f 1280) vielbewunderte Kenntnisse und gelangte in den Ruf eines Zauberers. Die bildenden Künste empfingen in dem Zeitalter der Kreuz-züge vielfache Anregung und nahmen im Dienste der Kirche einen bedeutenden Aufschwung. Die Baukunst entfaltete sich in drei Baustilen (§. 41) und brachte herrliche Kirchen und Dome hervor; die Bildnerei trat der Baukunst helfend zur Seite und schmückte die Dome mit prächtigem Bildwerk; die Malerei entwickelte sich als Wandmalerei und brachte auf dem Gebiete der Glasmalerei treffliche Werke hervor. Das Kunst geroerbe gewann in Waffen- und Goldschmiedarbeit, in der Holzschnitzerei, in kunstvoller Weberei und Stickerei große Bedeutung. Die Dichtkunst. Durch die Idee des Rittertums und die Züge der Kreuzfahrer nach dem heiligen Land roctr der Sinn der Menschen auf Thaten und Abenteuer gerichtet. Ihre Verherrlichung übernahm die Dichtkunst. Die heiligen Stätten, der prächtige Orient, die wunderbaren Pilgerfahrten, die ungewöhnlichen Erlebnisse, die fremden Bekanntschaften, die fromme Begeisterung, die rege Sehnsucht und der ausgebildete Frauendienst gaben den Dichtern den reichsten Stoff zu ihrer Kunst. Im südlichen Frankreich thaten sich die Troubadours, im nördlichen die Trouvtzres hervor und priesen mit ihren Sangesweisen und mit Harfenspiel das Lob schöner Frauen und ritterlicher Helden. Von da verbreitete sich die Dichtkunst nach dem Norden. In Deutschland war die Dichtkunst zuletzt von Geistlichen kümmerlich gepflegt worden, und es war unter anderen Werken das Annolied entstanden, welches den Erzbischof Anno von Köln 1075) feiert, ferner das Alexanderlied des Pfaffen Lamprecht, der die

7. Geschichte des Mittelalters - S. 205

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 81. Wissenschaft und Kunst. 205 Artussage durch Erek und Jwein, sowie den Ritter mit dem Löwen in unsere Litteratur eingeführt und außerdem die Legende Gregorius auf dem Steine und die Erzählung von dem armen Heinrich hinterlassen hat. Der dritte ist Wolfram von Eschenbach, der größte Dichter des deutschen Mittelalters, ein armer fränkischer Ritter, welcher gleichzeitig mit Walther von der Vogelweide am thüringischen Hofe zu Eisenach lebte und um 1212 den Parzival, sein größtes, vollendetes Werk, das die Artus- und Gralsage verbindet, sowie den sogenannten Titurel dichtete, wovon er nur zwei Bruchstücke hinterlassen, welche zu dem Besten gehören, was die mittelhochdeutsche Kunstpoesie geschaffen hat; dann folgt Meister Gottfried von Straßburg, welcher um 1210 nach einem französischen Epos Tristan und Jsolt verfaßte, welches sich durch inniges Gefühl und glänzende Darstellung auszeichnet. Die lyrische Poesie oder der Minnegesang, welcher dem Dienste Gottes, der Herren und der Frauen gewidmet ist, preist die Minne, das gesellige Leben bei Hofe, den Tanz, das Turnier um den Dank der Frauen, den Wechsel der Tages- und Jahreszeiten, den Mai mit feinen Blüten und feinem Vögelgefang, den Winter mit seinen Freuden, die Verehrung der heiligen Jungfrau, das Vaterland, das Lob der Fürsten rc. Die angeblich von dem Züricher Ratsherrn Rüdiger von Maneffe zu Anfang des 14. Jahrhunderts veranstaltete Sammlung der besten Minnelieder weist 140 Dichter auf. Der bedeutendste Lyriker ist Walther von der Vogelweide, dessen Lieder tiefernste Frömmigkeit mit glühender Vaterlandsliebe verbinden. Neid hart aus Bayern ist der Begründer der volksmäßigen Lyrik oder höfischen Dorfpoesie; Heinrich von Meißen, Frauenlob genannt, bildet den Übergang zu den Meisterfängern der folgenden Zeit. Die didaktische Poesie ist u. a. vertreten durch die Winsbekin, ein Gedicht, in welchem eine adlige Mutter ihre Tochter zu höfischer Zucht und Sitte ermahnt, durch Freidanks Bescheidenheit, worin sich Betrachtungen über die mannigfachsten Lebensverhältnisse finden, sowie durch Boners Edelstein, der in hundert Fabeln und Erzählungen einen Schatz von Lebensregeln, Welt- und Menschenkenntnis darbietet und das erste deutsche Buch ist, das (1461) im Druck erschien. §. 32. Die fronen ifes (fristen Zeitraums. 1. Oben wurde bereits angedeutet, daß die germanischen Frauen schon vor Einführung des Christentums in Deutschland

8. Geschichte des Mittelalters - S. 297

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 42. Wissenschaft und Kunst. 297 lateinischen und griechischen Sprache als eines vortrefflichen Mittels zur Bildung des Geistes hoch verdient (Teil Lh, §. 1). Die Kenntnis der alten Sprachen machte es möglich, die heilige Schrift im Urtexte zu studieren, die Satzungen des römischen Rechtes zu erforschen und die Erfahrungen älterer medizinischer, mathematischer und physikalischer Schriftsteller zu benutzen. Die Dichtungen der Römer und Griechen läuterten in ihrer Vollendung den Geschmack und spornten zur Nacheiferung an. Dies that sich hauptsächlich in Italien kund, wo Dante Alighieri (1265—1821) aus Florenz das allegorische Epos „die göttliche Komödie" verfaßte, Franz Petrarca aus Arezzo (1304—1374) in der Lyrik glänzte und Johann Boccaccio aus Florenz (1313—1375) in seinen unübertrefflichen Novellen „Dekamerone" die Prosa förderte. Die italienischen Chronisten Villani (f 1348) und Malaspini, später Macchiavelli (1469—1527) und Varchi zeichnen sich durch ihre geschichtlichen Arbeiten aus; ebenso der Franzose Froissart (t 1400) durch die Geschichte seiner Zeit. Die deutsche Dichtkunst sank in der letzten Periode des Mittelalters von der Höhe herab, welche sie unter den Hohenstaufen erklommen hatte. Das Epos war eine mangelhafte Umarbeitung älterer Heldendichtungen, wie aus der jetzt als Heldenbuch bekannten Sammlung Kaspars von der Rön (1472) ersichtlich ist, und verlor in den Volksbüchern, die sich aus ihm bildeten, sogar die poetische Form. An die Stelle des Minnegesangs trat der Meistergesang. Die Bürger, welche sich an den Werken der Minnesänger ergötzten, bildeten Dichterschulen und hielten, wie die Zünfte auf ihren Herbergen, regelmäßige Zusammenkünfte. An Sonn- und Festtagen stellten sie auch Wettkämpfe an und beschenkten den Sieger mit einem Kranze oder einer Münze, welche das Bild des Königs David trug. Die Mitglieder einer Singschule hießen Gesellschafter und zerfielen nach dem Grade ihrer Kunstfertigkeit in Schüler, Schulfreunde, Singer, Dichter, Meister. Wer einen neuen „Ton", d. i. Strophenbau und Melodie erfand, hieß Meister; aus den Meistern wurden die Kampfrichter oder Merker gewählt, welche darauf achteten, ob die Sänger die vorgeschriebenen Gesangesregeln der Tabulatur beobachtet hatten. Als die Meister, welche die überkünstliche Strophe des Minnegesanges zur künstlichsten Spielerei ausbildeten, sind Muscat-blüt und Michaelbehaimzu nennen. Unter den späteren eigentlichen Meistersängern zeichnet sich Hans Sachs (Teil Iii, §. 6) durch glücklichen Humor in seinen Fastnachtsspielen, Schwänken und Erzählungen aus. Die Form ist einfach, aber freilich hier und da roh und trägt
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